Samstag, 31. August 2013

Tweets des Monats

Mittwoch, 21. August 2013

Die Knoppersverschwörung

Morgens, halb 10 in Deutschland. Jeder verzweifelt an der Frage, wie rum er nun eigentlich sein scheiß Knoppers halten soll.
Es mag ein marketingstrategischer Geniestreich sein, seine Zielgruppe in einer so essenziellen Frage zur Anwendung des Produkts völlig im Dunkeln stehen zu lassen. Klar, man macht sich Gedanken drüber, tauscht sich mit Freunden und Bekannten aus ("Ey, wie rum isst DU eigentlich so'n Knoppers?") usw. - das trägt alles zur Viralität der Marke bei. Andererseits ist das ein PR-technischer Super-GAU in einer Zeit, in der der Konsument einfache, klare Anweisungen braucht ("Morgens, halb 10" - das ist doch schon mal ein gelungener Anfang eines ausdifferenzierten Konsumvorschlags!), weil er stattdessen angesichts der Überforderung der kapitalistischen Massen-gesellschaft nur noch wild zuckend und mit Schaum vor'm Mund in der Ecke eines Supermarktes liegen würde. Aber ich schweife ab.

Schokolade oben, Waffel unten. Klarer Fall?

Grob unterteilt gibt es Team "Waffel" und Team "Schokolade". Team "ist mir doch Latte!" zählt nicht. Wer sich sein Knoppers einfach so in den Rachen schiebt, wie es nun mal gerade aus der Packung kommt, entspricht definitiv nicht meiner Vorstellung eines reflektierenden Diskussionspartners.
Team "Waffel" hält das Knoppers mit der Waffel nach oben. Sie besitzt einfach eine Art optischen "Deckeleffekt". Ferner trifft die Schokoladenseite hierbei direkt auf die Zunge, ein unmittelbar ausgewogenes Geschmacks-erlebnis ist die Folge.

Das Model dieses Werbeshoots wurde offensichtlich angewiesen,
das Knoppers anders zu halten, als auf der Verpackung abgebildet.

Team "Schokolade" hält die Schokoladenseite oben. Dies lässt sich auf zweierlei Gründe zurückführen: 1) Man macht sich die Finger nicht schmutzig, weil man "das Frühstückchen" unten an der Waffel festhält. 2) Es ist auf der Produktverpackung mit der Schokoladenseite oben abgebildet.
ABER: Betrachtet man diesen Werbespot aus den 90'ern genauer, wird man feststellen, dass sämtliche Protagonisten zum Team "Waffel" gehören. Die einzige Ausnahme bildet das Mädchen auf der Bank. Aber wer lässt sich schon von einem Kind in so einer existenziellen Frage beeinflussen?


Vor einigen Jahren schrieb ich eine Mail an Knoppers und bat um Aufklärung in ebenjener Problematik. Ich wurde mit standardisierten Floskeln á la "Sehr geehrter Herr G., es freut uns sehr, dass Sie sich eingehender mit unserem Produkt beschäftigen" abgefertigt. Schlussendlich sei es doch "jedem selbst überlassen", wie rum er sein Knoppers esse. Na danke Storck, mit dieser Salamitaktik kommt Ihr bei mir nicht weit! Ich wittere da eine glasklare Verschwörung. Man will den einfachen Konsumenten im Ungewissen halten, indem man gemischte Signale in der Werbung streut und einfach keine klare Stellung bezieht. Was will man damit bezwecken? Wie sehen Sie das? Habe ich einen an der Waffel?

(Anm. d. Verf.: Ich bin seit jeher Team "Waffel". Kommentare von diesen Schokolade-Deserteuren werden umgehend gelöscht.)

nutellagangbang


Lesen Sie nächste Woche: "Was ist beim Hanuta eigentlich vorne und hinten?"

Dienstag, 20. August 2013

Stoppt Tierversuche, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit und hirnlose Überparfümierung!

Ich möchte an dieser Stelle auf ein Problem aufmerksam machen. Ein Problem gesamtgesellschaftlichen Ausmaßes. Ein Phänomen von erschreckender Gegenwärtigkeit. Auf der Straße, in der Kassenschlange, im Club, ... es fällt schwer, darüber hinweg zu sehen, einfach hinzunehmen, dass es nun mal schamlos in der Öffentlichkeit ausgelebt, präsentiert wird, ja sogar, so scheint es mir, extra in die Öffentlichkeit getragen wird. Sollen sie doch zu Hause treiben, was sie wollen, diese Menschen, aber wenn ich dadurch draußen persönlich belästigt werde, und das passiert täglich, dann ist irgendwo mal Schluss, finde ich zumindest. Daher mein wütender Aufschrei. Mein Protest gegen diese alltägliche, rücksichtslose Frechheit. Mein wütendes Pamphlet gegen

Hirnlose Überparfümierung!

Glücklicherweise sieht man den Leuten ja schon von weitem an, dass sie völlig hirnlos überparfümiert sind, und kann sich, sofern sich die Wege auf dem Bürgersteig kreuzen, darauf vorbereiten, indem man rechtzeitig die Luft anhält und schnellen Schrittes die Dunstwolke passiert, die sie schweifartig hinter sich herziehen. Sowohl Omis, die offensichtlich einfach nichts mehr zu riechen in der Lage sind, als auch Jugendliche, die sich im Laufe ihrer Pubertät sämtliche olfaktorische Verhältnismäßigkeit durch extensiven Dusche-in-der-Dose-Gebrauch weggeätzt zu haben scheinen, gehören jener Risikogruppe an, bei deren Sichtung ich in weiser Voraussicht die Straßenseite beziehungsweise die Supermarktkasse zu wechseln pflege, sofern ich unglücklicherweise keine Gasmaske dabei haben sollte. Als alternative Präventionsmaßnahme empfehle ich das Mitführen einer Dose Febrèze, um aufdringlich nach Nachtisch stinkende Mitmenschen im Handumdrehen zu dekontaminieren. Die Koryphäen der Geruchsbelästigung sind jene Frauen, deren völlig unreflektiert zusammengewürfeltes Konglomerat an verschiedensten Duftstoffen sämtlichen Mitmenschen das Wasser in die Augen steigen und die Lungenflügel stechen lassen. Eine Tonne Makeup in der Fresse, dazu aggressiv-pflegende Gesichtscreme, Gummibärchenhaarspülung, Chemieweichspüler in den Klamotten, Parfum (nicht zu knapp) und natürlich noch das Halstuch mit ordentlich Vanilledeo desinfiziert, damit Mami und Papi den kalten Zigarettenrauch nicht mitschneiden.

Stoppt Tierversuche, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit und hirnlose Überparfümierung!

Ich frag mich manchmal, ob ich bei dieser Thematik Sixth-Sense-mäßig alleine da stehe ("Ich kann hirnlos überparfümierte Menschen riechen!") - stört es doch die wenigsten beziehungsweise sind die meisten doch selbst fleißig dabei, ihre Umwelt (also in dem Falle: mich) zu terrorisieren. Vielleicht verhält es sich ja auch analog zur klassischen Knoblauchproblematik - essen alle was, bist du der angearschte, wenn du als einziger keinen gegessen hast. Vielleicht hat irgendwann mal einer angefangen, sich hirnlos überzuparfümieren, worauf der zweite auch anfing, um der Geruchsbelästigung des ersten zu entgehen und so fort ...

Ich sage: Schluss mit diesem Teufelskreis!

Dieser dämonische Zirkel muss aufgebrochen werden. Es muss hier zumindest eine gewisse Sensibilisierung in der Gesellschaft geschehen. Erste Studien belegen, dass Kinder schon gar nicht mehr in der Lage sind, den Duft von Sommerwiesen, Blumen oder Früchten überhaupt wahrzunehmen. Hirnlose Überparfümierung ist ein schleichender Prozess, der allerdings schon längst die Schleimhäute in der Mitte der Gesellschaft zu zerfressen droht! 

Freitag, 16. August 2013

Flucht nach vorn

Vielleicht ist diese bereitwillige, offensive Zurschaustellung des eigenen Lebens, der eigenen Person und der privatesten Intimsphäre im Internet ja auch nur eine Art Flucht nach vorn, um die eigene Individualität in einer Welt zu wahren, in der der schützende Hort der Privatsphäre eh schon lange aufgebrochen scheint.

Donnerstag, 15. August 2013

Is immediate media still media? Wir brauchen eine neue Medientheorie

Ein Medium, seiner lateinischen Wortherkunft nach, ist das Mittlere. In einem doppelten Sinne als Mittleres und Mittler, vermittelt es als Mittleres, beispielsweise zwischen Sender und Empfänger, etwas zwischen beiden, beispielsweise Information. Das Radio ist das Medium für den Hörfunk, die Schrift ein Medium der Sprache, Luft ein Medium für Schallwellen mündlich überlieferter Worte und so fort.

Das Medium Internet zeichnet sich unter anderem durch seine Echtzeit aus. Gerade in Zeiten weltweiter Verbreitung und kabellosen, mobilen Internetzugangs ist Sendung und Abruf von Daten jederzeit und allerorts online möglich. Bücher müssen zunächst, vor der Vermittlung der in ihnen enthaltenen Sprache (denn Sprache an sich ist ein Medium für Gedanken), geschrieben, gedruckt und verteilt, also verkauft werden. Selbst vom Druck bis zur Auslage im Laden sind diverse Vermittlungsschritte nötig. Briefe müssen nach ihrer Anfertigung zunächst verschickt und empfangen werden. Funk- und Fernsehbeiträge beinhalten den Vermittlungsschritt der Aufzeichnung, zudem ist die Sendung bestimmter Inhalte durch einen festen Zeitpunkt und einen festen Ort vermittelt. (Der Tatort kommt sonntags um 20:15 Uhr im Ersten, und zwar nur dann und nur dort, selbst Wiederholungen haben ihren festen Platz im Programm.) All diese Vermittlungen, im Sinne von Verzögerungen und Einschränkungen, fallen im Zeitalter digitaler Vernetzung weg – Information in der digitalen Sphäre wird gleichsam unvermittelt übertragen.

Diese Beschreibung ist zwar eine überspitzte Pointierung – natürlich bedarf es bei der digitalen Informationsübertragung auch einer Vermittlung  doch verläuft Sendung und Abruf von Information über das Internet im Vergleich zu allen anderen Medien gleichsam am unvermitteltsten. Es ergibt sich an dieser Stelle das Problem, inwiefern der klassische Medienbegriff der quasi-unvermittelten, echtzeitigen Übertragung von Informationen im Internet überhaupt noch standhält. Oder, aufgrund der im Deutschen fehlenden Vokabel immediate (unmittelbar, sofortig, direkt, von lateinisch immediatus: unmittelbar, unvermittelt) pointiert auf Englisch gefragt: Is immediate media still media?

Desweiteren erheben sich Zweifel, inwiefern sich der Begriff des Mediums als Mittleres in der netz- und gewebeartigen, horizontalen Struktur interpersonaler Kommunikation in der digitalen Sphäre überhaupt noch lokal als Mitte definieren lässt. Kommunikation online läuft sowohl zwischen Einzelnen, als auch zwischen Einem und Vielen, Vielen mit Vielen etc. ab. Das klassische Schema "Sender -> Medium -> Empfänger" wird aufgebrochen: Wir brauchen eine neue Medientheorie.

Donnerstag, 8. August 2013

Zeitlinien



"Heute war ein schwerer Unfall direkt vor mir auf der Autobahn! Mein Gott, wär ich vor dem Losfahren nicht noch mal zurückgerannt, um mein Portemonnaie zu holen, dann wär ich jetzt tot!"

"Stimmt, wärst Du. Du wärst eine Minute früher ins Auto gestiegen und sofort aus der Parklücke gekommen, weil gerade keiner kam. Du hättest die grüne Ampel noch erwischt und wärst viel schneller zum Zubringer gekommen. Bei einem Überholmanöver wäre Dir eingefallen, dass Du dein Portemonnaie vergessen hast. Du hättest Dich geärgert, Deine Hand gegen die Stirn geklatscht, dabei vergessen vernünftig zu beschleunigen und hättest somit den Raser, der gerade von hinten angerauscht gekommen wäre und den Unfall verursacht hätte, ausgebremst. Der Unfall hätte nie stattgefunden. Du wärst umgekehrt um Deine Geldbörse zu holen, hättest in Eile auf dem Radweg direkt vor Deiner Haustür geparkt und wärst, völlig frustriert ob des Umwegs und dementsprechend unaufmerksam, beim Aussteigen von einem Linienbus erfasst worden. Der Raser hätte morgen von Deinem Tod in der Zeitung gelesen und sich gedacht: 'Was für ein Vollidiot.'"

Mittwoch, 7. August 2013

"Danke gleichfalls!"



Wir gehen raus und sehen Verkehrsteilnehmer. Passanten, die uns entgegen kommen. Radfahrer, denen wir ausweichen. Wir sehen Supermarktkunden, die das Regal mit dem Frischkäse blockieren. Kassiererinnen, die dir Wechselgeld geben. Obdachlose, die dein Wechselgeld haben wollen. Wir sehen Kellner, die dir Getränke bringen. Verkäufer, die dir was verkaufen.

Was wir irgendwie vergessen haben zu sehen, sind die Menschen.

Treffen wir zufällig jemanden in der Stadt, den wir kennen, begrüßen wir uns und tauschen Unwichtigkeiten aus. Der Andere, der unbeteiligt an euch vorbei geht, bleibt reine Szenerie. Der Andere existiert gar nicht. Er fängt überhaupt erst an, irgendwie "da" zu sein, wenn er stört. Im Weg rum steht. Seinen Einkaufswagen in deine Hacken fährt. Das, was Heidegger "Vorhandenheit" nannte.

Du gehst an jemandem vorbei, aber er ist gar nicht da. Er ist die Straße. Lächelst du ihn an, folgt Irritation. Sagst du ihm, dem Fremden, im Vorbeigehen, dass du sein Shirt cool findest, bist du sofort der crazy ausgeflippte Freidenker. Es ist erstaunlich leicht, sehr schnell der crazy ausgeflippte Freidenker zu sein, über den andere anerkennend den Kopf schütteln, weil das gerade irgendwie super crazy unangepasst war.

Der Andere existiert ja nicht mal wirklich, wenn er mit dir interagiert. "Sammeln Sie die Treuepunkte?" ist keine Kommunikation, es ist reiner, unbewusster Ablauf bestimmter, optimierter Mechanismen. Begegnest du dem Menschen als Mensch, ist er häufig überfordert und es fällt ihm schwer, tatsächlich darauf einzugehen und spontan jene Mechanismen zu durchbrechen, die nun mal zur Szenerie gehören. Zur Szenerie, die als solche überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird.

"Den Bon brauch ich nicht. Ich wünsch Dir eine angenehme Schicht!"
"Danke gleichfalls!"